Ausbildung in Baden-Württemberg stärken

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Unsere Lehrerin aus den Hauswirtschaftlichen Schulen Frau Barbara Fröhlich war als Mutter, Lehrerin, ehemalige Elternsprecherin und SPD-Mitglied bei einer Diskussion zur beruflichen Bildung im Landtag eingeladen!

Im Fokus stand das Thema: Ausbildung in Baden-Württemberg stärken

Was unsere Lehrerin zu dem Thema sagt, lesen Sie hier:

Ausbildung oder Studium?

Für diese Entscheidung scheint schon die Wahl der Schulart und des Abschlusses das größte Kriterium zu sein. Wer Abitur hat studiert.

Vor langer Zeit, als ich selbst nach der Mittleren Reife eine Ausbildung begonnen hatte, war es cool, auch mit Abitur eine Lehre als Schreiner*in, Drucker*in oder Landwirt*in zu machen. Von einem Jahrgang hat nur ein Teil, vielleicht ein Viertel, studiert.

Doch in der Wahrnehmung hatte Deutschland nach internationalen Maßstäben plötzlich zu wenige Berufseinsteiger*innen mit abgeschlossenem Studium, das sollte sich ändern. Als meine Kinder zur Schule gingen war regelmäßig zu lesen, ein gutes Einkommen sei nur mit einem Studium zu erreichen.

Der Run auf die Gymnasien begann. Immer mehr Schüler*innen legen das Abitur ab, ob nach einem Regel-Gymnasium oder nach der Realschule auf einem Beruflichen Gymnasium.

Eine Ausbildung scheint nur noch was für die 2. Reihe zu sein.

Und haben sie vielleicht recht? Wo gibt es heute noch den Meister, der*die sich im Betrieb hocharbeitet und Firmenleiter*in wird? Ein*e engagierte*r, gut ausgebildete*r und berufserfahrene*r Bewerber*in bekommt die Stelle des Jugendhausleiters nicht, weil sie keinen Studienabschluss hat!

Karriere ist nur mit Abitur und Studium möglich. Starre Entgeltgruppen lassen Quereinsteiger*innen nicht zu, es zählt nur der Bachelor oder Master.

Ist eine Ausbildung ist nur noch was für diejenigen, die vielleicht nicht die besten Chancen im Leben hatten und nun sehen müssen, was übrigbleibt?

Es ist dringend geboten, die Wege nach einer Ausbildung zu erweitern, auch den Meister als Qualifikation für eine höhere Führungsebene anzuerkennen und Persönlichkeit, Berufserfahrung und Fachlichkeit nicht minderer ein Studienabschluss zu werten.

Eine besondere Herausforderung stellen die Nachwirkungen der ersten zwei Coronajahre dar. Bei vielen jungen Menschen, insbesondere derjenigen, die so schon mit den Widrigkeiten des Lebens zu kämpfen haben, ist vermehrt Antriebslosigkeit, die Unfähigkeit, voraus zu planen und eine schwerwiegende Entscheidungsunlust zu beobachten.

Fielen während der Schulschließungen Regelmäßigkeiten weg, viele Schüler*innen waren einfach „abgetaucht“, fällt es vielen schwer, sich wieder an die Anforderungen von Stundenplänen und selbstständigem Lernen zu gewöhnen. Sie sind vielfach unfähig, Selbstorganisiert zu agieren und können ohne Anleitung ihr Leben nicht selbst in die Hand nehmen. Umso notwendiger sind gezielte Ausbildungsberatung und -begleitung.

Für junge Menschen muss die Chance auf Ausbildung und ein selbstbestimmtes Leben gesichert werden – haben sich manche schon in Gedanken in „Harz 4“ eingerichtet.

Besonders gefährdet sind Geflüchtete mit Sprachdefiziten, Schüler*innen aus bildungsfernen Familien und vermehrt Jugendliche mit psychischen Problemen. Regelmäßige Ausbildungsberatungen vor allem an beruflichen Schulen, Begleitung durch die Ausbildung, verstärkte Zusammenarbeit mit den Ausbildungsbetrieben könnte helfen, jungen Menschen berufliche Perspektiven zu eröffnen und viele offene Ausbildungsplätze erfolgreich zu besetzten.

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